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Pressemitteilung

Ergebnisse der erstmaligen End-to-End-Laufzeitmessung von Geschäftsbriefen in Deutschland im Netz der DPAG

 

Briefanrede

[Heusenstamm, 28. Juli 2020]
In einem heutigen Pressegespräch teilte der DVPT e.V. die Ergebnisse der erstmaligen End-to-End-Laufzeitmessung von Geschäftsbriefen in Deutschland im Netz der DPAG mit. 
Die Ergebnisse der Messung zeigen deutliche Schwankungen bei der Laufzeit der Briefe in verschiedenen Bereichen. Die Brieflaufzeiten einzelner Unternehmen unterscheiden sich stark.

Klaus Gettwart, Vorstand, DVPT e.V.: „Mit der Laufzeitmessung ist es dem DVPT und seinen Mitgliedern gelungen, einen entscheidenden Schritt zur Qualitätsverbesserung von Postdienstleistungen im Briefbereich zu initiieren. Es wurden konkrete Ansatzpunkte für die teilnehmenden Unternehmen, die beteiligten Dienstleister und die Deutsche Post AG herausgearbeitet. Ebenso zeigt die Messung auf, dass auf der regulatorischen Seite Handlungsbedarf besteht.
Entscheidend für die Nachhaltigkeit der Messung sind nun konstruktive Gespräche aller Beteiligten, um in der fortgeführten Laufzeitmessung des 2. Jahres konkrete Verbesserungen auszuweisen.
Von den Ergebnissen der Laufzeitmessung profitieren alle Postnutzer, Unternehmen, öffentliche Hand und die Bürger als private Verbraucher gleichermaßen, womit der DVPT seinem Auftrag als branchenneutrale Interessens­vertretung der Postnutzer insgesamt nachkommt.“

 

In der Summe aller Unternehmen zeigen die Laufzeiten je nach Aufgabeort des Briefzentrums und auf bestimmten Strecken des Briefnetzes starke Unterschiede. Ebenso sind die Laufzeiten insgesamt über das Jahr verteilt nicht gleich. Art und Umfang der Schwankungen waren so nicht erwartet worden.
Briefe, die von den Unternehmen über Konsolidierer eingeliefert werden, haben deutlich längere Laufzeiten. Dies hat mehrere Ursachen, welche mit zusätzlichen Trackermessungen analysiert und zugeordnet werden konnten. Die Gründe finden sich in folgenden Prozessschritten:

  • Verspätete Einlieferung durch den Sortierprozess des Konsolidierers
  • Verfehlte Einlieferungszeit des zugeteilten Einlieferslots des jeweiligen Tages am Briefzentrum
  • Verzögerungen im Versandprozess der DPAG

Die Messung ist als End-to-End-Messung vom Unternehmen zum Empfänger angelegt. Am Zustellprozess sind neben dem Versender unterschiedliche Dienstleister beteiligt: Transport­unternehmen, Abholservice, Konsolidierer und die Deutsche Post AG. Die detaillierte Analyse der Laufzeitmessung zeigt den Handlungsbedarf auf und ermöglicht den an der Messung teilnehmenden Unternehmen, in konkreten Gesprächen mit ihren Dienstleistern und der DPAG aufgetauchte Probleme anzugehen.

Die DVPT-Laufzeitmessung liefert im Einzelnen folgende Ergebnisse:

  • Die mittlere Laufzeit von Briefen im ersten Jahr der Messung beträgt über Konsolidierer 1,39 Tage, bei Direkteinlieferung sind es 1,26 Tage.
  • Je nach Einlieferstandort (1. Stelle der Postleitzahl) schwanken die Laufzeiten der Briefe bei Konsolidierung zwischen 1,21 und 1,80 und bei der Direkteinlieferung zwischen 1,16 und 1,33 Tagen.
  • Die Brieflaufzeiten der Start-Ziel-Relationen schwanken ebenfalls stark zwischen 1,09 und 2,27 Tagen. Besonders lange Strecken zwischen Hamburg und München haben auffallend lange Laufzeiten.
  • Auch lassen sich jahreszeitliche Schwankungen ausmachen. Die besten Laufzeiten erzielten Sendungen im 1. Quartal eines Jahres, das gegenüber dem 4. Quartal um ca. 7% besser ist.

Erkenntnisse und Maßnahmen der Unternehmen
Die an der Messung beteiligten Unternehmen haben erstmalig ein umfassendes Bild über die Zustellung ihrer Geschäftspost erhalten und folgende Maßnahmen eingeleitet:

  • Analyse der eigenen Produktionsprozesse und Schnittstellen
  • Optimierungsgespräche mit Konsolidierungs- und Zustelldienstleister
  • Optimierungsgespräche mit der DPAG

Forderungen des DVPT an die Deutsche Post AG

  • Konstruktive Unterstützung der Unternehmen bei identifizierten Laufzeitproblemen. Erste Termine wurden nach Ende der Laufzeit des ersten Jahres seitens der Unternehmen mit der DPAG vereinbart.
  • Erarbeitung von gemeinsamen Ansätzen und Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung mit den Unternehmen und dem DVPT
  • Verbesserung der Schnittstelle an der Übergabe der Sendungen im Briefzentrum. Heute wird lediglich der Einliefertag und die Menge quittiert, was aber für eine Ursachenanalyse für Laufzeitüberprüfungen nicht ausreichend ist. Der Ausweis der Übergabezeit ist erforderlich, um möglichen Gründen für Laufzeitverzögerungen nachzugehen.

Forderungen an Regulierung und Politik
Die Versorgung der Bevölkerung und der Unternehmen mit hochwertigen Postdienstleistungen ist für eine funktionierende Volkswirtschaft eine infrastrukturelle Grundforderung von hoher Bedeutung. Folgende Maßnahmen fordern wir zu deren Umsetzung:

  • Ausweitung der Prüf- und Kontrollkompetenzen der BNetzA.
  • In das neue Postgesetz müssen verbindliche Vorgaben für die Zustellzeiten der Geschäftspost außerhalb des Universaldienstes aufgenommen werden.
  • Festlegung von bedarfsgerechteren Qualitätskriterien zur Laufzeit mit kürzeren Überprüfungszyklen zum Beispiel auf Quartalsbasis.
  • Regelmäßige, neutrale Laufzeitmessungen, die vom Markt einsehbar sind.
  • Nutzung des DVPT-Panels als bewährtes und neutrales Messinstrument für zukünftige Laufzeitmessungen der Geschäftspost und Unterstützung durch die Politik.
  • Einführung eines Qualitätsforums, in dem die Postgesellschaften, Verbände und die BNetzA vertreten sind.

 

Ditmar Kremer, Leiter Zentrale Dienste Dokumentenmanagement bei der ARAG SE kommentiert: „Die Laufzeitmessung des DVPT war für uns ideal geeignet, um Reklamationen unserer Kunden zu langen Laufzeiten und zum Nicht-Erhalt von Standardbriefsendungen tiefgehend zu analysieren. Durch unsere Teilnahme haben wir nicht nur wichtige Erkenntnisse über die Verzögerungen gewonnen, sondern über den gesamten Zustellprozess. Auf der Basis der umfassenden Auswertungen werden wir mit allen Dienstleistern Gespräche zur Prozessoptimierung führen. Von der DPAG fordern wir beispielsweise ein verbindliches Übergabeprotokoll mit Einlieferzeiten, das wir vom Briefzentrum bei Sendungsübergabe erhalten. Dieses hilft uns, bestehenden Schwachstellen gezielt nachzugehen und sie durch den Dienstleister beheben zu lassen.“

Digitale Pressemappe für das Pressegespräch am 28.07.2020

Erstmalige End-to-End-Laufzeitmessung von Geschäftsbriefen in Deutschland im Netz der DPAG 2019/2020

Ergebnisse der
Erstmalige End-to-End-Laufzeitmessung von Geschäftsbriefen in Deutschland im Netz der DPAG 2020
  Präsentation – Pressegespräch vom 28.07.2020
  Pressemeldung vom 21.07.2020
Einladung zum Pressegespräch

Zur Studie:

Der DVPT e.V. (Deutscher Verband für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation e.V.) leitete mit seinen Mitgliedsunternehmen, speziell dem Arbeitskreis Großversender, in dem sich über 60 Unternehmen mit einem Versandvolumen von ca. 1,5 Milliarden Briefe pro Jahr, regelmäßig austauschen,  eine normierte Laufzeitmessung von Geschäftsbriefen im Netz der Deutschen Post AG ein. Die Überprüfung und Aufzeichnung erfolgte für ein Jahr (April 2019 bis März 2020) um ein repräsentatives Ergebnis mit Schwankungen zu erhalten. Eine solche Messung hat es in der Geschichte der Bundesrepublik bisher noch nicht gegeben.

Seit 2017 steigen die Beschwerden bei der BNetzA über die Zustellqualität im Brief und Paketmarkt kontinuierlich.
Auch die Teilnehmer des Arbeitskreises Großversender des DVPT e.V. berichteten von Unzufriedenheit bei der Zustellqualität von Briefen bei der DPAG. Bemängelt werden verspätete Zustellungen, Fehl- und Nichtzustellungen sowie große Schwankungen der Zustellzeiten.

 

Ziel dieser normierten Laufzeitmessung ist es spezielle Maßnahmen zur Erhöhung der Transparenz und Steigerung der Qualität bei der Briefversorgung in Deutschland einzuleiten.

Die Messung wird durch das Qualitäts- und Marktforschungsunternehmen SPECTOS GmbH in Dresden im Einklang mit der Norm DIN EN 14534 durchgeführt und ist vom TÜV Rheinland zertifiziert. Gleiche Normen und Zertifizierungen liegen auch den Messungen der DPAG für die Einhaltung der Laufzeiten im Universaldienst zugrunde.

 

Pressekontakt
Anja Basta
Telefon: +49 69 829722-21
E-Mail: redaktion@dvpt.de

Deutscher Verband für Post,
Informationstechnologie und
Telekommunikation e. V. (DVPT)
Weiskircher Weg 9
63150 Heusenstamm
www.dvpt.dehttps://www.dvpt.de/presse/

 

Zum Arbeitskreis Großversender des DVPT e.V.
Initiiert wurde die Studie vom Arbeitskreis Großversender des DVPT e.V., in dem weit über 60 Mitgliedsunternehmen aller Branchen agieren und sich regelmäßig über aktuelle Postmarkt-Themen austauschen. Mit einem Sendungsvolumen von über eine Milliarde Sendungen im Jahr bilden sie eine wichtige Stimme für alle anderen Unternehmen, welche die zunehmende Verschlechterung der Zustellqualität der Deutschen Post AG bemängeln.

Über den DVPT
Der Deutsche Verband für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation e. V. (DVPT) vertritt die Interessen seiner Mitglieder im Sinne eines Anwenderfachverbandes und einer Verbraucherschutzorganisation. Er setzt sich für die Liberalisierung von Märkten, Vielfalt der Angebote und Chancengleichheit aller Geschäftsmodelle ein und führt eine neutrale und unabhängige Moderation zwischen den Anwendern und den Anbietern des Marktes im Sinne der Nutzer durch, um Innovationen und Marktentwicklungen zu fördern. In Deutschland ist er eine bedeutende Interessenvertretung, denn kein anderer europäischer Verband beschäftigt sich bereichsübergreifend mit den Themen Post + Informationslogistik, Trends + Marktentwicklung, Digitalisierung sowie IT + TK.

Weitere Informationen zu diesem Thema: www.laufzeitmessung.org
Informationen zum DVPT: www.dvpt.de